Im Jahr 2018 erhielt Sven Gatter durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg ein Aufenthaltsstipendium für das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Dort, im ländlichen Raum des Niederen Fläming, begann er, sich leerstehenden, teils völlig verfallenen Architekturen zu widmen. Seither arbeitet Gatter an einer Serie von Schwarzweißfotografien, die die Reste dieser Ruinen und das in ihnen zurückgelassene Inventar zeigt. Seinen Bildgegenstand macht er dabei nur fragmentarisch sichtbar, wodurch eine konkrete Verortung der vor der Kamera befindlichen Objekte unmöglich wird. Stattdessen treten ihre Erscheinungsformen und Ordnungen in den Vordergrund. Dass er diese Ordnungen nicht einfach vorfindet, sondern im Prozess des Fotografierens sowie durch die installative Präsentation der Bilder selbst konstruiert, offenbart sich vielleicht erst nach eingehender Betrachtung. Die dabei entstehenden Momente der Irritation aber sind Sven Gatter willkommen. Durch sie werden genau die Suchbewegungen im Prozess der Werkrezeption erlebbar, die er zuvor als Künstler mit der Kamera vollzogen hat.
Inzwischen reiht er in seine Echo Tektur-Serie auch Studiofotografien und Skulpturen ein. In diesen Arbeiten, die er als „Modelle“ und „Prototypen“ bezeichnet, inszeniert er die im Landschaftsraum vorgefundenen architektonischen Fragmente assoziativ nach. In einer Zeit, in der sich weder der Anspruch auf Wahrheit, noch der auf Authentizität innerhalb des Mediums Fotografie ernsthaft aufrechterhalten lassen, rückt er so die Erkenntnismöglichkeiten in den Blick, die sich jenseits realitätsgetreuer Abbildungsideale bieten. Überraschend ist dabei vielleicht, dass sich die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsweisen so gut ergänzen. Das mag daran liegen, dass sie gleichermaßen artifiziell wirken. Vor allem aber verbindet sie wohl das Unfertige, auf das die im Niedergang befindlichen Ruinenfragmente ebenso verweisen, wie die auch als Symbole des Neuanfangs zu verstehenden Modelle und Prototypen.
Johanna Köhler, Kulturwissenschaftlerin (Berlin 2020)