Seit einem Stipendienaufenthalt im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf (Niederer Fläming, Brandenburg) widme ich mich verschwindenden Architekturen im ländlichen Raum Ostdeutschlands. Im Zuge dieser Auseinandersetzung ist u. a. eine Serie von Schwarzweißfotografien entstanden, die die ruinenartigen Reste von aufgegebenen Ziegelsteingehöften, Gasthöfen und kleineren Landwirtschaftsbetrieben sowie das in ihnen zurückgelassene Inventar zeigt. Meinen Bildgegenstand mache ich dabei nur fragmentarisch sichtbar, wodurch eine konkrete Verortung der festgehaltenen Szenerien unmöglich wird. Stattdessen treten die gefundenen Ordnungen und die verschiedenen Materialitäten in den Vordergrund.
In die Reihe habe ich auch Bilder von eingelagerten, unfertigen oder zurückgebauten Architekturmodellen einbezogen, die ich bei einer durch das Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) geförderten Recherche im Lehrbauhof Großräschen (Niederlausitz, Brandenburg) fotografieren konnte. Die so herbeigeführte Konfrontation der Sujets Ruine und Modell empfinde ich als eine treffende Metapher für den Strukturwandel und die ambivalenten Phänomene, von denen Transformationen stets begleitet sind: Zerstörung und Neuinterpretation, existentielle Bedrohung und spielerische Anverwandlung, Frust und Lust.
Im Herbst 2021 wurden meine Architekturfotografien in einer Einzelausstellung im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst/ Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus präsentiert. Dort stellte ich diesen Bildern erstmals eine raumgreifende Installation aus eigenen Styrodurmodellen, skulpturalen Materialkonstellationen, Risographien und Videoloops gegenüber, um das Transformationsthema auch auf der Ebene der verschiedenen künstlerischen Medien variieren zu können.