Hütten (2013–2016)
analoge C-Prints, gerahmt, 78 cm x 62 cm, Text und Archivmaterial
Ich war etwa zwölf Jahre alt, als ich auf meinen Streifzügen in der Nähe von B. eine verlassene Hütte bemerkte. Sie stand auf einem Grundstück, das Teil einer Gartenkolonie war. Ich erkundete den Verschlag, prüfte den Zustand des Dachs und plante umfangreiche Reparaturarbeiten. Schon bei einem meiner nächsten Besuche aber wurde ich von einem Mann überrascht und aus der Anlage vertrieben. Meiner Neugierde tat dieses Erlebnis keinen Abbruch. Noch heute empfinde ich ein kindliches Glück, wenn ich irgendwo eine verwaiste Hütte entdecke.
Als ich mich kürzlich wieder in B. aufhielt, kam ich mit einer alten Dame ins Gespräch. Wie sich herausstellte, gehörte sie zu der Pachtgemeinschaft, die die Gartenkolonie einst bewirtschaftete. Sie zeigte mir ein in grünes Kunstleder gefasstes Fotoalbum mit Bildern ihrer Parzelle und berichtete, dass die Gärten wegen der Nähe zum Bergbaugelände stets von Räumung bedroht gewesen seien. Tatsächlich abgerissen wurden sie, als man den Tagebau eingestellt hatte und zu sanieren begann. In einer Zeit, als sich ohnehin alles zu ändern schien, schmerzte die Frau der Verlust ihres kleinen Grundstücks ganz besonders. Diesen Schmerz spüre sie bis zum heutigen Tag.